Prof. Alfred Laubereau

Prof. Alfred Laubereau verstarb am 25.02.2025, seinem 83. Geburtstag. Die Technische Universität München verliert mit Prof. Alfred Laubereau ein exzellentes, hochverdientes und höchst angesehenes Mitglied. Der Lehrstuhl für Experimentalphysik E11 verliert einen langjährigen hervorragenden und engagierten Leiter und Wissenschaftler. Die ehemaligen Mitarbeiter – auch aus früheren Zeiten – verlieren einen Mentor, ein Vorbild, einige verlieren einen treuen Kollegen und Freund.
Alfred Laubereau studierte in den 60er-Jahren Physik an der Technischen Hochschule München – wie die Technische Universität München (TUM) damals hieß. 1970 schloss er ebendort seine Doktorarbeit über die Erzeugung und Komprimierung ultrakurzer Laserimpulse am Lehrstuhl von Prof. Wolfgang Kaiser ab. Kaiser und sein Lehrstuhl waren damals das Zentrum der Kurzzeitphysik später der Ultrakurzzeitphysik in Deutschland und zählten weltweit zu den führenden Plätzen. Alfred Laubereau blieb Wolfgang Kaiser bis zu dessen Tod vor eineinhalb Jahren freundschaftlich verbunden und hat sich um seinen hochbetagten Doktorvater gekümmert.
Alfred Laubereau erkannte, dass die Erforschung ultraschneller physikalischer Phänomene insbesondere durch die Entwicklung kurzpulsiger Laserquellen vorangetrieben werden kann. Mit einem von ihm gebauten Pikosekunden-Nd-Glaslaser im Einzelpulsbetrieb war er der erste, der zuverlässige Ergebnisse zu Dephasierungsprozessen in Materie auf dieser Zeitskala lieferte.
In den 70er-Jahren verstanden Alfred Laubereau und Wolfgang Kaiser als erste, dass die zeitaufgelöste Infrarotspektroskopie wertvolle Einblicke in die Dynamik lokaler Strukturen in Festkörpern und Flüssigkeiten ermöglicht. Hunderte Forschungsgruppen weltweit haben diesen Ansatz aufgegriffen und verfolgen ihn bis heute. Diese bahnbrechende Forschungsarbeit machte Alfred Laubereau zu einem der Pioniere der zeitaufgelösten Schwingungsspektroskopie.
Nach seiner Habilitation 1975 entschloss er sich 1978, einem Ruf als Professor für Experimentalphysik an der Universität Bayreuth zu folgen. Hier entwickelte er Femtosekundenlaser und widmete sich neuen Forschungsthemen wie z.B. der stimulierten Ramanspektroskopie.
In den 80er-Jahren übte Alfred Laubereau Gastprofessuren am Laboratoire d´Optique Quantique du CNRS, in Palaiseau in Frankreich aus. Aus dieser Zeit stammen Arbeiten zu Lebensdauer und Eigenschaften einzelner sowie kollektiver Schwingungs-Quantenzustände in Gasen und Flüssigkeiten.
1993 kehrte Alfred Laubereau an seine ursprüngliche Wirkungsstätte zurück und übernahm den Lehrstuhl für Experimentalphysik E11 am Physik-Department der TUM, wo er seinem Themengebiet, der ultraschnellen optischen Spektroskopie an Festkörpern und Flüssigkeiten, treu blieb. Sein tiefgehendes Verständnis der Eigenschaften des Wasserstoffbrückennetzwerks spielte eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung des sogenannten „heißen Eises“. Er und seine Kollegen waren die ersten, die zeigten, dass eine kurzzeitige Erhitzung von Eis weit über den Gefrierpunkt hinaus möglich ist.
Die wissenschaftlichen Arbeiten von Alfred Laubereau, von denen hier nur einige wenige beleuchtet werden konnte, wurden unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der Universität Vilnius und dem Nernst-Haber-Bodenstein-Preis der Deutschen Bunsengesellschaft ausgezeichnet.
Alfred Laubereau förderte sehr intensiv den wissenschaftlichen Austausch und war Mitorganisator Große Tagungen. Gleichzeitig widmete er sich stark den Belangen der Studenten und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mehrere Mitarbeiter seines Lehrstuhls wurden später Professoren an verschiedenen Universitäten. Mit der für ihn typischen Art, einerseits größte Freiheiten für eine eigenständige wissenschaftliche Entwicklung zu eröffnen, aber dabei immer wieder mit einem lächelnden Augenzwinkern Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat er junge Menschen entscheidend inspiriert und wachsen lassen.
In den Jahren 1999 bis 2009 bekleidete Alfred Laubereau das Amt des Dekans der Fakultät für Physik. Er leistete der TU München und insbesondere der Fakultät für Physik wertvolle Dienste.
Alfred Laubereau blieb auch nach seiner Emeritierung der Forschung treu, und widmete er sich einem gänzlich neuen Forschungsfeld, nämlich dem Klimawandel. Er führte die ersten systematischen Messungen des Absorptionsverhaltens von Kohlendioxid und Methan bei in der Atmosphäre vorkommenden Temperaturen und Drücken durch und stellte erstmalig ein auf Messungen basiertes Modell zum Treibhauseffekt durch die beiden genannten Gase auf. Die Ergebnisse belegten einen kleiner als angenommenen Beitrag zur Erderwärmung durch Kohlendioxid und einen verschwindenden Beitrag durch Methan. Dass diese Ergebnisse nicht den Theorien des politischen Mainstreams entsprachen, hinderte Alfred Laubereau nicht, sie zu veröffentlichen und zu verteidigen. Ganz objektiv gesehen war das seine Art von Zivilcourage.
Die Technische Universität München, der Lehrstuhl für Experimentalphysik E11 und seine ehemaligen Mitarbeiter, Kollegen und Freunde werden Alfred Laubereau ein ehrendes Andenken bewahren. Sein scharfsinniger Humor, seine Freundschaft, sein tiefgreifendes physikalisches Verständnis und auch sein kluger Rat werden uns sehr fehlen.
Prof. Reinhard Kienberger